Software-Projekte im Griff - Teil II
Risikoidentifikation
Der Einstieg in den Regelkreis des Risikomanagement geschieht über die Identifikation von Risiken. Dazu wird ein kreativer Prozess der Zusammenarbeit im Team innerhalb eines sogenannten Risk Assesment etabliert (zum Beispiel Brainstorming, Brainwriting etc.). Die Suche nach "potentiellen Problemen" kann dabei aus zwei Richtungen erfolgen und beide sind gleichberechtigt:

- Potentielle Probleme und ihre wahrscheinlichen Konsequenzen werden aufgezählt.
- Potentielle Konsequenzen und ihre wahrscheinlichsten Ursachen werden aufgezählt.
So entsteht eine Liste von potentiellen Problemen (Risiken), die nicht mehr ausschließlich von Bauchgefühlen beherrscht wird, sondern neben einer Risikoquelle auch die Bedingung (Trigger) nennt, unter der eine bestimmte Konsequenz eintreten und damit zum Problem werden könnte. Risikomanagement kann so
- auf klar ausgedrückte potentielle Probleme aufsetzen, die in eindeutiger Weise Risikobedingung und Problemkonsequenz aufzeigen (Risk-Statement) und
- leicht verständlich definierte potentielle Probleme beschreiben und für alle Projektbeteiligten sichtbar machen.

Risikoanalyse
Im nächsten Schritt muss für jedes einzelne Risk Statement eine Analyse erfolgen, die eine Quantifizierung der Risiken zum Ziel hat. Im Risikomanagement großer Versicherungsgesellschaften gibt es eine Menge zum Teil hochmathematisch begründeter Verfahren, um Risiken zu quantifizieren, das heißt 1. die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, mit der ein Risiko zum Problem werden wird, und 2. die Schadenshöhe zu bestimmen, die aus dem zum Problem gewordenen Risiko folgt. Es spricht wenig dafür, im Projektmanagement ähnlich genaue und umfangreiche Untersuchungen zur Quantifizierung von Risiken durchzuführen. Auch hier ist wieder die Fokussierung auf das eigentliche Ziel wichtig. Das eigentlich Ziel aber ist, die wichtigsten Risiken in Form einer Top 10 oder Top 100 Liste zu identifizieren und sich in der Folge hauptsächlich mit diesen Risiken auseinander zu setzen

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