Sie haben prinzipiell drei Möglichkeiten, Anforderungen in Rational RequisitePro zu erfassen:

• Microsoft Word (mit dem Word Workplace),
• Views Workplace, und
• Rational Synchronizer.

Mit allen drei Alternativen werden wir uns im folgenden beschäftigen. Beginnen werden wir dabei mit Microsoft Word.

Hierbei handelt es sich sicherlich um die gängigste Methode um Anforderungen in ein Rational RequisitePro Projekt zu übertragen. Was soll das heißen, "übertragen"? Bisher hat er (der Autor) doch immer von "erfassen" gesprochen!
  Richtig, es ist in der Tat so, dass Sie die Anforderungen in Microsoft Word Dokumenten erfassen und diese dann in das Rational RequisitePro Projekt übertragen. Am Rande sei erwähnt, dass dies im Grunde auch für das Bearbeiten von Anforderungen, die in einem Microsoft Word Dokument enthalten sind, gilt.
  Wie bereits mehrfach erwähnt, wird zur Zeit üblicherweise Microsoft Word verwendet, um alle möglichen Arten von Dokumenten mit einer großen Anzahl an Anforderungen zu schreiben. Und genau hier liegt das Problem. Auf der einen Seite haben Sie Ihre Microsoft Word Dokumente und auf der anderen Seite wollen Sie Anforderungsmanagement mit Rational RequisitePro betreiben. Wie werden die Anforderungen aus den Microsoft Word Dokumenten in das Rational RequisitePro Projekt übertragen? Ganz einfach, mit der Word Workplace in Rational RequisitePro.
  Dahinter verbirgt sich eine nahtlose Integration von Rational RequisitePro in Microsoft Word und umgekehrt. Dies bedeutet, dass Sie in Ihren Microsoft Word Dokumenten wie bisher Ihre Anforderungen erfassen, bearbeiten und löschen. Durch die Integration von Rational RequisitePro in Microsoft Word können Sie während des Erfassens, Ihre Anforderungen in das Rational RequisitePro Projekt übertragen. Nachdem Sie dies gemacht haben, unterliegen diese Anforderungen der Kontrolle von Rational RequisitePro und können somit einem effizienten Anforderungsmanagement unterzogen werden. In der Version 2001 unterstützt Rational RequisitePro Microsoft Word 97 und 2000.
  Die Integration beider Produkte ineinander erkennen Sie bereits an der Menüstruktur von Microsoft Word (s. Abbildung 8).

Abbildung 8 Integration von Rational RequisitePro in Microsoft Word

Microsoft Word wird dabei aus Rational RequisitePro geöffnet. Auch einige andere Microsoft Word Aktionen sollten Sie über das entsprechende RequisitePro Menü (s. Abbildung 9) ausführen und bewusst nicht über das Datei Menü, um die Integration der beiden Produkte optimal zu nutzen.

Abbildung 9 RequisitePro Menü in Microsoft Word

Als erstes werden wir nun ein neues Dokument in unserem Rational RequisitePro Projekt anlegen. Es soll ein Dokument vom Typ Product Requirement Document Type sein. Als Grundlage für das Dokument wird die von uns während der Projektdefinition (s. 4.4.3) vorgegebene Microsoft Word Vorlage verwendet. (s. Abbildung 10)

Abbildung 10 Neues Dokument in Rational RequisitePro anlegen

Nun können wir in aller Ruhe in Microsoft Word unsere Anforderungen erfassen. Um diese schließlich in das Rational RequisitePro Projekt zu übertragen,. müssen wir

1. den Textbereich, der die Anforderung enthält, markieren,
2. die Anforderung in Rational RequisitePro "erstellen" (durch Auswahl des entsprechenden Menüpunktes),
3. alle notwendigen Attribute erfassen, und
4. das Microsoft Word Dokument speichern.

Die folgenden Abbildungen verdeutlichen die Schritte.

Abbildung 11 Erstellen einer neuen Rational RequisitePro Anforderung

Abbildung 12 Anforderungstyp für eine neue Anforderung festlegen

Abbildung 13 Attribute in Rational RequisitePro erfassen

In Abbildung 12 und Abbildung 13 erkennen Sie wiederum die gute Integration von Rational RequisitePro in Microsoft Word. Alle vorher (s. 4.4.3) definierten Anforderungstypen und Attribute finden Sie hier wieder.

Abbildung 14 Endergebnis

In Abbildung 14 erkennen Sie die Tags. Diese haben immer die Struktur:



Z.B. bedeutet PR19, dass es sich um die Anforderung vom Typ Product Requirement Type (Präfix PR), die als 19 erfasst wurde, handelt.
Dazu ein kleiner Tipp. Tags sind als versteckter Text in Microsoft Word formatiert und sollten dies auch bleiben. Wenn Sie dies ändern, werden Sie feststellen, dass die Schnittstelle von Rational RequisitePro zu Microsoft Word nachhaltig gestört sein wird. Es hat sich als äußert positiv herausgestellt, die Tags dennoch mit auszudrucken. Da jedes Tag in seinem Rational RequisitePro Projekt eindeutig ist, kann es sehr gut als Kommunikationsmittel innerhalb Ihres Projektteams oder auch mit dem Kunden eingesetzt werden:

"Hör mal, ich muss mit Dir mal über Anforderung PR19 reden. Da ist mir etwas noch nicht ganz klar ..."

Das ist wesentlich klarer und eindeutiger als

"Hör mal, ich muss mit Dir mal über die Anforderung auf Seite 8, Absatz 1, Satz 2 reden. Du weißt schon, es geht dabei ums die Kundeninformationen. Da ist mir etwas noch nicht ganz klar ..."

Neben der Möglichkeit, Anforderungen in der Word Workplace direkt beim Erfassen in das Rational RequisitePro Projekt zu übertragen, können Sie auch automatisch Anforderungen aus bestehenden Microsoft Word Dokumenten in das Rational RequisitePro Projekt importieren lassen. Dies kann hilfreich sein, wenn Sie mit der Benutzung von Rational RequisitePro nicht direkt von Beginn in Ihrem Projekt sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen und bereits einige Microsoft Word Dokument mit Anforderungen existieren.
  Übrigens, evtl. im Anforderungstext enthaltene Bilder werden problemlos als Teil der Anforderung in das Rational RequisitePro Projekt übertragen. Was genau Sie als Anforderung betrachten (z. B. ein Wort, einen Satz, einen Absatz, etc.) legen Sie fest. Hier gibt Ihnen Rational RequisitePro keine großartigen Regeln vor.
  Nun haben Sie die Methode zum Erfassen von Anforderungen kenngelernt, die üblich und einfach ist. Als nächstes wenden wir uns einer anderen Arbeitsweise zu.

Zunächst wenden wir uns der Frage zu, was die Views Workplace eigentlich ist. Wichtig zu wissen ist, dass Sie mit diesem Arbeitsbereich direkt auf die Rational RequisitePro Projektdatenbank zugreifen. Dies ist bei der Word Workplace nicht der Fall. Hier arbeiten Sie zunächst mit Microsoft Word und müssen die Anforderungen bewusst in einem weiteren Arbeitsschritt in die Rational RequisitePro Projektdatenbank übertragen (s. 4.4.4.1). Wenn Sie nun aber mit der Views Workplace direkt auf die Rational RequisitePro Projektdatenbank zugreifen, heißt dies auch, dass der Speicherort der eigentlichen Anforderung und aller dieser zugeordneten Attribute zusammenfällt. Auch dies ist beim Verwenden der Word Workplace nicht der Fall. Dort wird die eigentliche Anforderung im Microsoft Word Dokument und werden die Attribute in der Rational RequisitePro Projektdatenbank gespeichert.
  Das notwendige Arbeitsmittel im Views Workplace sind sogenannte Views (nun wissen Sie auch schon, wie der Name für diesen Arbeitsbereich zustande gekommen ist). Dies sind bestimmte Sichten auf die Daten in der Rational RequisitePro Projektdatenbank. Man muss sogar sagen, dass ohne eine View kein Arbeiten in der Views Workplace möglich ist.
  Zu Beginn sieht die Views Workplace so aus wie in Abbildung 15.

Abbildung 15 Views Workplace in Rational RequisitePro

Um in der Views Workplace Anforderungen zu erfassen, werden wir zunächst eine sogenannte Attribut Matrix erstellen. Die Attribute Matrix hat Ihren Namen zurecht. Sie zeigt alle Anforderungen und deren Attribute eines Anforderungstyps an. In Abbildung 16 sehen Sie z.B. alle Anforderungen (inkl. aller Attribute) des Typs Product Requirement Type.

Abbildung 16 Attribute Matrix

Eine neue Anforderung erfassen wir indem wir

1. den Anforderungstext erfassen, und
2. alle notwendigen Attribute erfassen.

Die folgenden Abbildungen verdeutlichen die Schritte.

Abbildung 17 Neue Anforderungen werden in der Views Workplace immer am Ende platziert

Abbildung 18 Erfassen einer Anforderung in der Views Workplace

Abbildung 19 Ändern von Attributen in der Views Workplace

Auch hier sind wieder deutlich die Tags zu erkennen.
  Den entscheidenden Unterschied sehen Sie in Abbildung 20. Die Anforderung ist in der Rational RequisitePro Projektdatenbank gespeichert und nicht in einem Microsoft Word Dokument.

Abbildung 20 Speicherort von Anforderungen

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass grundsätzlich Anforderungen nicht nur in der Attribute Matrix sondern auch in allen anderen View Typen erfasst werden können.

Als letzte Art Anforderungen in einem Rational RequisitePro Projekt zu erzeugen, kann der Rational Synchronizer verwendet werden.
  In diesem hinterlegen Sie Regeln, wie aus einem Typ von Anforderungen automatisch ein anderer entstehen soll. Als Beispiel sei hier erwähnt, dass so recht einfach aus dem Namen und der Kurzbeschreibung eines Use Case eine entsprechende Softwareanforderung automatisch erstellt werden kann.
  Dies kann sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass für alle Anforderungen eines bestimmten Typs mindestens eine Anforderung eines anderen Typs vorhanden ist. In unserem Beispiel mit den Use Cases ist es sicherlich so, dass für jedes Use Case eine oder mehrere Softwareanforderungen existieren müssen.
  In der Regel müssen aber die mit Hilfe des Rational Synchronizer automatisch erzeugten Anforderungen nachbearbeitet (z.B. konkretisiert) werden. So schön das automatische Erzeugen von Anforderungen sein kann, eine echte Arbeitserleichterung ist es normalerweise nicht. Wichtig ist es, um die Vollständigkeit von abhängigen Anforderungen sicherzustellen.
  Da der Rational Synchronizer üblicherweise keine große Rolle bei dem eigentlichen Erfassen von Anforderungen spielt, Sie aber evtl. dennoch weitere Informationen über diesen benötigen, sei hier auf die Online-Dokumentation zu dem Rational Synchronizer und den technischen Vertrieb von Rational verwiesen.